4Fachwerk lädt zur Wanderung ein: „Uhrmacher-Weg“ im Alten Flecken

Der Freudenberger Alte Flecken wird mit Flair und Fachwerk verbunden. Das Siegerländer Denkmal in schwarz und weiß. Gemütlich und urig. Aber auch ein Uhrenviertel? Der Begriff überrascht. Aber er trifft zu. Denn in Freudenberg haben sich lange Zeit bedeutende und bekannte Uhrmacher niedergelassen. Der Ursprung der kleinen Uhrenmanufakturen dürfte bei Johann Peter Stahlschmidt (18. 07. 1751 – 6. 10. 1833) gelegen haben. Die Kontinuität der Uhrmacher überrascht und stellt eine besondere Facette in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Flecken Freudenbergs dar.

Einst gaben nur öffentliche Turmuhren oder Sonnenuhren den Menschen den Hinweis, „welche Stunde es denn geschlagen hat“. Einige Wenige nur konnten sich das Privileg einer eigenen Hausuhr leisten. Gegen Mitte des 18. Jahrhunderts wuchs aber der Wunsch des Bürgertums auch im Siegerland, selbst einen Zeitmesser zu besitzen. Die frühesten Uhren des Siegerlandes dürften wohl aus der um 1770 gegründeten Werkstatt des Johann Georg Spies (1747 – 1795) in Siegen stammen. Spies kommt auch deshalb eine Bedeutung zu, da bei ihm 1774 Johann Peter Stahlschmidt aus Plittershagen seine Lehre begann.

Das 4Fachwerk-Mittendrin-Museum erinnert an Stahlschmidt und seine handwerklichen Nachfolger. Der äußere Anlass dazu: Das ehemalige Wohnhaus, Oranienstraße 31, in dem Stahlschmidt auch seine Werkstatt unterhielt, wird in diesem Juli als „Denkmal des Monats“ vorgestellt.

Aber apropos „Uhrenviertel“. Wie ging es weiter?
Das soll in einer Wanderung am Samstag, den 15. Juli 2017, ab 16:00 Uhr erkundet werden. Treffpunkt ist das 4Fachwerk-Mittendrin-Museum in der Mittelstraße 4. Und soviel soll schon verraten werden: Die erste Station ist das Haus Oranienstraße 16, auch heute als „Hotel Moritz“ bekannt. Hier wirkte einst der Uhrmacher Georg Friedrich Klein (1866 – 1962), als Nachfolger von Uhrmacher Müller.

Dort, wo sich Oranien- und Färberstraße treffen, Oranienstraße 5, hatte einst der Uhrmacher Ewald Krämer (1863 – 1938), auch „Ticktack“ genannt, sein Domizil (heute Pafümerie Münker). Bergauf geht’s wieder die Oranienstraße hoch, der nächste Halt ist die Oranienstraße 31, also das Haus des Johann Peter Stahlschmidt (1751 – 1833), in dem früher die sogenannte Janusuhr stand, und nach der – so die Überlieferung – die Flecker ihre Uhren stellten (heute „Kebapzeria“). Johann Peter Stahlschmidt bildete hier auch seine Söhne Johann Eberhard und Tillmann als Uhrmacher aus. Ebenso dürfte hier der Lehrort für Johann Heinrich Gräff sowie Johann Friedrich Müller gewesen sein.

In Sichtweite befindet sich der Knotenpunkt von Krottorfer-, Markt- und Oranienstraße. Hier führte einst der Uhrmacher Adolf Haas (1903 – 1975) sein Geschäft, eben „Haas Knoten“, wo sich heute Gäste aus Nah und Fern im Weinlokal treffen. Adolf Haas war als passionierter Jäger bekannt, der die Hasenjagd liebte, womit der Hausname „Haas-Knoten“ eine doppelte Bedeutung besaß. Weiter oben an der Krottorferstraße liegt das Haus Nr. 40, direkt gegenüber dem alten Rathaus und lange Jahre als „Beels-Haus“ bekannt. Hier wirkte der Uhrmacher Johann Friedrich Müller (1813 – 1888), Auch dessen Sohn Wilhelm (*1850) arbeitete als Uhrmacher, der ältere Sohn Friedrich Müller (1841 – 1903) gründete später das gleichnamige Uhrengeschäft Müller (nachfolgend „Juwelier Müller“) in der Siegener Bahnhofstraße (wurde Ende April 2014 geschlossen).

Bei der nächsten Station, die Gaststätte „Zum Pinsel“, Marktstraße 27, handelte es sich früher im die ungewöhnliche Kombination von Zollstelle und Uhrmacherwerkstatt. Hier arbeitete Meister Johann Heinrich Gräff (1783 – 1860). Und im Nebenhaus, Marktstraße 25, befand sich die erste Wirkungsstätte des Uhrmachers Adolf Haas, der dann anschließend zum „Knotenpunkt“ verzog.

Also, mindestens acht mal Uhrmacher im Alten Flecken. Die Zusammenhänge stellt Ian D. Fowler dar, der beste Kenner der Freudenberger Uhrmacher-Tradition. Der Eintritt im Museum – mit der prägnanten Uhren-Ausstellung – beträgt 3,00 Euro.