Prominenter Besuch im 4Fachwerk-Museum

Fotografen-Ehepaar Jürgen Strasser und Christine Steyer zu Gast in Freudenberg


Unter der Rubrik „Worpswede in Freudenberg“ zeigt das 4Fachwerk-Museum gerade Werke von Heini Linkshänder. Bekanntermaßen verbirgt sich hinter dem Künstlernamen tatsächlich Heinrich Strasser (1938-2012). Sein Sohn, Jürgen Strasser, heute einer der bedeutenden Kunst-Fotografen in Deutschland, besuchte jetzt die Ausstellung im Alten Flecken. „Wir empfinden ihre Anwesenheit als große Ehre,“ begrüßte ihn und seine Frau 4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel. Die Corona-Auswirkungen hatten leider eine größere Veranstaltung zur Ausstellung verhindert.

Jürgen Strasser ist geboren und aufgewachsen im Berchtesgadener Land. Er lebt und arbeitet als freischaffender Fotograf in Wiesbaden und Worpswede. Als Mitglied im Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BKK) wurde er 2015 in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen. In Worpswede leitet er die RAW Phototrienale, die quasi die Brücke vom Künstlerdorf mit Vergangenheit hin zur Kunst der Gegenwart schlägt. Mit seinen Bildern überzeugte er auf internationalen Ausstellungen.

Im Gegensatz zu der kleiparzellierten Altstadt von Freudenberg gilt sein fotografisches Augenmerk den Megacities dieser Welt. Er lichtete Hochhausarchitektur und Stadtlandschaften in Honkong oder Dubai ab, ebenso menschlich-alltägliches „mit Augenzwingern“ in urbanen Lebensräumen. Eine weitere Spezialität: In seiner Werkreihe „DYSTOPIA“ mischt er den Glanz von Millionenstädten wie Bangkok oder Shanghai collagenhaft mit Bildern von Wildwuchs und Zerfall: „Wer Natur überbaut, ist von ihrer Rückkehr nicht geschützt.“ Der „Archäologe unserer eigenen Gegenwart“ weiß ebenso um die Faszination „stiller Welten“. Die Motive seiner tief beeindruckenden Landschaftsaufnahmen löst er aus ihrer zeitlichen Bestimmbarkeit heraus. Sie könnten vor zehn oder 100 Jahren entstanden sein.

Einen ganz anderen künstlerischen Weg verfolgt seine Frau Christine Steyer, die mit „Cyanotypie“ eines der ältesten fotografischen Verfahren neu in Szene setzt. Dieses Verfahren zur Bild-Herstellung, auch „Eisenblaudruck“ genannt, setzt Eisensalze bei der Entwicklung ein, wodurch der typische blaue Farbton entsteht. Jede ihrer Cyanotypien sind ein Original mit experimentellen oder konkreten Motiven.



Dieter Siebel brachte die Hoffnung zum Ausdruck, beide Künstler, die Fotografie so unterschiedlich mit einer ganz eigenen Leidenschaft präsentieren, auch für eine gemeinsame Ausstellung in Freudenberg gewinnen zu können. Die gegenwärtige Schau „Alles mit links“ mit Werken von Heini Linkshänder ist noch bis zum 16. August zu sehen.