Hartmut Siebel übergab Exponate an den Freudenberger 4FACHWERK-Verein
Ein Stück weit fühlt er sich durchaus noch als „Flecker Jong“: Hartmut Siebel, Jahrgang 1939, Pfarrer im Ruhestand, der heute in Viersen lebt. Mit seinen Eltern teil-ausgebombt in Essen, war er in den Kriegswirren 1943 nach Freudenberg gekommen, wo die Verwandtschaft zuhause war. Die Familie lebte erst im „Haus Bergfreude“ am Schlagsberg, später an der Asdorfer Straße und auf der Krottorfer Straße.
Hartmut Siebel besuchte jetzt das Freudenberger Mittendrin-Museum, um dem 4FACHWERK-Verein einige Exponate zu überlassen, so auch eine Münze, die dem „Kriegskassenraub“ zuzurechnen ist.
Die Frage, wie der Mann geistlichen Stands an die „Beute“ gekommen ist, führt in die einigermaßen facettenreichen Familiengeschichte: Denn, der „Siebels“ gibt es in und um Freudenberg viele – und, um sie auseinander zu halten, wurden die einzelnen Familien mit Zweitnamen belegt. Aus Freudenberger Sicht gehört Hartmut Siebel zu den „Siebel-Böckings“. Sein Großvater, Gustav Böcking, war einst hier Chef des Kaiserlichen Postamtes und als solcher eine stadtbekannte Persönlichkeit. In Oberasdorf, was die Sache nicht einfacher werden lässt, heißt dieser Siebel-Stamm zugleich „Försters“, da ein Urgoßvater sich dort in einem Fachwerkhaus niederließ, als er einst als Ober-Förster zur Farnschlade berufen worden war.
Hartmut Siebel begann 1946 seine Schullaufbahn an der Gemeinschafts-Grundschule in Freudenberg, besuchte später in Siegen das Städt. Gymnasium und studierte in Marburg, Mainz, Bonn und Münster Theologie. 1966 legte er in Bielefeld sein theologisches Examen ab und kam als Pfarrer im Ruhrgebiet zum ersten Einsatz. Die Verbindung zu Freudenberg ist über die Familie, Klassenkameraden und den CVJM immer erhalten geblieben.
„Irgendwann hat mich der Heuschnupfen nach Borkum gebracht“, erzählt Siebel schmunzelnd. Er folgte dem ärztlichen Rat, aufgrund seiner Allergie besser an der See zu arbeiten. So kam ihm im Frühjahr 1977 eine Stellenausschreibung der Reformierten Kirchengemeinde auf der Nordseeinsel wie gerufen.
Auf Borkum traf er auf den Halbvetter seines Vaters, den Freudenberger Fabrikanten Ernst Siebel-Achenbach und dessen Ehefrau Catharina, die hier einen Bungalow besaßen und beständig zwischen Nordsee und Siegerland pendelten. Ernst Siebel-Achenbach, Inhaber der Firma Wilhelm Siebel, engagierte sich früher auch in der Flecker Kommunalpolitik und übte zeitweise das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters der alten Stadt Freudenberg aus.
Ernst Siebel-Achenbach schenkte seinem Anverwandten dann irgendwann die Münzen, die von Generation zu Generation als Sammelstücke weitergegeben worden waren. Der junge Pfarrer erhielt auch von der Verwandtschaft ein Gemälde, dass der Freudenberger Kunstmaler Riemer 1952 geschaffen und auf dem er die von ihm vermutete Ansicht des Flecker Schlosses dargestellt hatte.
Gemeinsam mit seiner Schwester Irmgard Erlbruch (geb. Siebel) übergab Hartmut Siebel diese Exponate im Stadtmuseum. „Das freut sich natürlich“, so Bernd Brandemann vom „Arbeitskreis Stadtgeschichte“ des 4FACHWERK-Vereins, „um so die Präsentation des Kriegskassenraubes, der sich in und um den Flecken im September 1796 zugetragen hat, ergänzen zu können“.
Zugegen war ebenso Stadtarchivar Detlef Köppen sowie der Vetter des Spenders, Helmut Krämer, für den es als früheren Vorsitzenden des Freudenberger Heimatvereins durchaus ein Anliegen ist, diese Gegenstände im Museum zu wissen: „Es wäre gut, wenn auch weitere Flecker Familien mit solchen Erbstücken das Museum bereichern würden“.
Die Münze trägt eine Umschrift in lateinischer Sprache (SIT NOMEN DOMINI BENEDICTUM), übersetzt lautet sie „Der Name des Herrn sei gepriesen“ und zitiert damit einen Satz aus der bischöflichen Segensformel. Die Umschrift der Seite mit dem Portrait-Relief bedeutet „Ludwig XV. durch Gottes Gnade Frankreichs und Navarras König“. Sie erinnert an den 1710 in Versailles geborenen späteren französischen Herrscher, der 1774 starb. Die Bezeichnung der vermutlich 1730 geprägten Münze, Écu, leitet sich von dem auf der Rückseite abgebildeten Wappenschild (frz. Écu = Schild) ab.