Ausstellung „Auf den Pfaden der Erinnerung“ eröffnet
Die Kuratorin entdeckte die Künstlerin im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Freundin von Hanne Volk gab Dr. Ingrid Leopold den Tipp für eine Ausstellung mit der Betzdorfer Malerin. So nahm die 4Fachwerk-Vizevorsitzende Kontakt mit Hanne Volk auf und besuchte sie in ihrem Zuhause. Noch heute erinnert sich Ingrid Leopold genau an die Reise von Raum zu Raum, vom Dachgeschoss bis in den Keller: „Ich habe eine Biografie in Bildern erlebt. Hanne Volk wusste zu jedem Werk eine Geschichte zu erzählen.“ Und so entstand bereits bei der ersten Begegnung der Titel „Auf den Pfaden der Erinnerung“ für die Ausstellung im Freudenberger 4Fachwerk-Museum.
Am Freitagabend konnte die Ausstellung der „Grande Dame“ der Altenkirchener Kunstszene eröffnet werden. Sie kam begleitet von zweien ihrer Söhne zur Vernissage. „Ein großer Bahnhof für eine sehr bemerkenswerte Künstlerin“, fand Dieter Siebel, der Vorsitzende des Museumsvereins vor den „maskierten“ Gästen. Es ist die größte Einzelausstellung von Hanne Volk, die die ganze Bandbreite ihres künstlerischen Schaffens zeigt.
Dr. Ingrid Leopold stellte den Lebensweg der Malerin vor, die 1929 in Köln das Licht der Welt erblickte. Ihr Vater, der bis zu seinem frühen Tod 1938 selbst so gerne zeichnete, weckte wohl in Hanne Volk die frühe Leidenschaft für Kunst. Der Krieg zerstörte jedoch alle Hoffnungen auf den Besuch einer Kunstschule. Mutter und Tochter flohen aus der zerstörten Domstadt zu den Großeltern nach Betzdorf. Für die spätere Mutter von drei Söhnen stand zunächst die Familie im Mittelpunkt. Dann, ab 1987, fertigte sie erste Aquarelle. Sie ließ sie sich sorgfältig fortbilden. Blumen, Landschaften und Häuser aus ihrer näheren Umgebung fanden sich auf ihren Blättern wieder. Talent, Ausdauer, Experimentierfreude, Neugier auf Neues und ein wacher Blick führten zur Meisterschaft, zu zahlreichen beeindruckenden Darstellungsvarianten. „Sie ist ein weltoffener Mensch, hoch interessiert am politischen Geschehen. Und sie äußert ihre Meinung künstlerisch.“ Ingrid Leopold spricht damit eine Phase sozialkritischer Collagen an.
Anstelle der 92-jährihen Künstlerin ergreift ihr Sohn Hans-Jürgen Volk das Wort und dankt im Namen seiner Mutter den 4Fachwerk-Aktiven für die Ausstellung, die vielleicht so etwas wie ein „krönende Abschluss“ sei. Er sehe in den Werken konzentrierte Lebenserfahrung: „Ich spüre das Leben meiner Mutter darin.“ Sie hänge an ihrer Heimat, sei außerordentlich naturverbunden, liebe Blumen, Wald und Pflanzen. Ihr Garten sei ein Kleinkunstwerk für sich. Sie zeichne sich aber auch durch eine beeindruckende Haltung zu Gegenständen aus, für sie hätten auch „Dinge“ ein Wesen. Er schätze, so der Sohn und Pfarrer, das ehrliche Interesse seiner Mutter am Leben junger Menschen und die bewusste Wahrnehmung der weniger erfreulichen Dinge. Ihre Botschaft sei, das Leben in all seinen Facetten zu achten. Sie wolle auch aufrütteln: Wenn wir den Planeten erhalten wollen, müssen wir unser Leben ändern. Auch das können Motive zum Ausdruck bringen, Empfindungen auslösen und Eindrücke vermitteln.
Viele Gäste genossen das Wiedersehen mit Hanne Volk, die mit sichtbarer Freude das ehrliche Interesse an ihren Bildern wahrnahm und gerne kurze Erläuterungen gab. „Kunst hält jung,“ fand abschließend Dieter Siebel und empfahl „Engagieren sie sich!“
Die Ausstellung kann bis zum 26. September 2021 besucht werden. Das Museum ist mittwochs, samstags und sonntags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet, Sonderführungen sind auf Anfrage möglich. Der Eintritt beträgt drei Euro. Es gelten die Corona-Hygieneregeln.