NATUR. KUNST. LANDSCHAFT.

Christine Steyer und Jürgen Strasser präsentieren ihre Foto-Kunst

Zum Glück: Das Unwetter, vor dem intensiv gewarnt worden war, trat an diesem Freitagabend nicht ein. So konnten die Gäste ohne Gewitter-Einschränkungen zur Ausstellungseröffnung ins 4Fachwerk-Museum kommen. Aber die Vorab-Warnmeldungen hatten dann doch einige Besucher abgehalten. „Bedauerlich, aber verständlich“, fand Vorsitzender Dieter Siebel bei der Begrüßung. Um so mehr zeigte er sich davon angetan, dass wieder „ein Hauch von Worpswede“ durch den Flecken weht. Denn er stellte das Künstler-Ehepaar Christine Steyer und Jürgen Strasser vor, das sowohl in Deutschlands bekanntestem Künstlerdorf wie auch in Wiesbaden aktiv tätig ist.

Beide widmen sich in beeindruckender Weise der Fotografie, jedoch mit ganz unterschiedlicher künstlerischer Handschrift und Ausdrucksform. Fokussiert auf die Thematik Natur und Landschaft zeigen sie ihre Werke „im Flecken“ in einer gemeinsamen Ausstellung. Wo Steyer fast röntgenscharfe Cyanotypien von Pflanzen und Blüten präsentiert, zieht Strasser Wälder und Baumgruppen ins abstrakt aufgelöste Unscharfe. 

Christine Steyer beschäftigt sich seit 2001 intensiv mit dem fast vergessenen analogen Verfahren der Cyanotypie, auch Eisenblaudruck genannt. Mit großer Tiefenschärfe und in fein nuancierten Blautönen lassen sich so surreale und dennoch fotorealistisch wirkende Bilder erzeugen. Sie nimmt mit empfindsamem Blick ein Detail oder eine Landschaft kreativ ins fotografische Visier. Anschließend sorgen ein handwerklicher Prozess und die Belichtung für Ergebnisse, bei dem kein Bild dem anderen gleicht. „Mich in dieser Weise einem Gedanken künstlerisch zu nähern, zu experimentieren, das gefällt mir.“

Strasser, Fotograf mit internationalem Selbstverständnis, findet überall in der Welt seine Motive, setzt „Natur“ anders ins Bild. „Ich möchte die DNA der Landschaft interpretieren,“ so Strasser. Er beginne mit klassischer Fotografie, die er in seiner „digitalen Dunkelkammer“ dann ausarbeitet. Hier entsteht die von ihm gewünschte Ästhetik, Struktur und Dynamik. Vertraute Mitwelt entwächst durch Gliederung, Linien und Flächen in abstrakte Kompositionen. Zumeist setzt er seine Motive als Serie in Szene. Werke wirken wie ein Barcode der Landschaft.
Strasser verantwortet in diesem Jahr zum ersten Mal die Wiesbadener Fototage. 2015 gründete er die „RAW Phototrienale Worpswede“, deren Leiter er bis heute ist und damit für die zeitgenössische Fotografie ein Ausrufezeichen setzt.

Beide sind mit ihren Werken auf Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. Auch in Freudenberg durften sie sich bei der Eröffnungsfeier begeisterten Zuspruchs erfreuen. 
Für den musikalischen Rahmen zum Auftakt der vielversprechenden Ausstellung sorgte Roland Jung, der mit den Klängen seiner Gitarre zur besonderen Atmosphäre beitrug.

Die Ausstellung NATUR. KUNST. LANDSCHAFT. ist bis zum 10. Juli 2022 zu sehen. Sonderführungen sind auf Anfrage möglich.